Mein Leben im Steinbruch

Wer durch das Tor des Steinbruchs Ävja tritt, dem eröffnet sich eine Welt, die denkbar wenig mit der gängigen Auffassung von modernen Arbeitsplätzen zu tun hat. Hier scheint die Zeit vor mehreren Jahrzehnten stehengeblieben zu sein. Man wird zurückversetzt in eine Epoche, in der muskulöse Steinhauer Granitblöcke aus dem Fels sprengten und geschickte Steinmetze die Rohblöcke mit Hammer und Meißel in wunderschöne Endprodukte verwandelten. Erst wenn man hier steht und das Schauspiel der arbeitenden Steinhauer und Steinmetze beobachtet, versteht man, wie viel Handarbeit und welche Fertigkeiten vonnöten sind, bevor ein Granitprodukt fertiggestellt ist.

Henrik Johansson ist 22 Jahre alt und arbeitet seit fünf Jahren als Steinhauer im Steinbruch Ävja. Er wandelt damit in den Fußspuren seines Onkels, der früher als Steinmetz arbeitete, und führt die berufliche Familientradition weiter. Schon in der Fachoberschule in Lysekil spezialisierte er sich auf Steintechnik, da er sich einen Beruf wünschte, bei dem er körperlich und im Freien arbeiten konnte. Dass er den Steintechnik-Zweig der Fachoberschule absolvierte, gab ihm einen Vorsprung in den Beruf als Steinhauer, für den es in Schweden eigentlich keine vorgeschriebene Ausbildung oder Vorkenntnisse gibt. Die Fertigkeiten, die man braucht, lernt man bei der praktischen Arbeit im Steinbruch.

Wenn man als Steinhauer arbeitet, ist kein Tag dem anderen gleich. Morgens versammeln sich alle Steinhauer im Steinbruch, um ihre Arbeitsaufgaben zugeteilt zu bekommen. Dazu gehört alles vom Sägen, Bohren und Spalten über das Fahren des Radladers bis hin zum Sprengen. Als Steinhauer ist man auch dafür zuständig, Granitblöcke aus den Gesteinsschichten zu lösen und in kleinere Rohsteine zu teilen, aus denen die Steinmetze dann das fertige Produkt formen.

Das Beste am Steinhauerdasein ist die Arbeit im Freien, findet Henrik Johansson. Außerdem schätzt er seine abwechslungsreiche Tätigkeit und das Klima unter den Kollegen in Ävja.

„Ich bin gerne draußen, das mag ich an meinem Beruf am meisten. Ein Nachteil ist natürlich der Winter, bei Kälte sind die Arbeitsbedingungen hart. Dann dauert alles länger und ist umständlicher. Aber sobald es Sommer wird, hat man den kalten Winter vergessen.“ Henrik Johansson, Steinhauer

Durch die körperliche Belastung birgt der Beruf des Steinhauers aber auch gesundheitliche Risiken. Johansson meint, dass es von Person zu Person unterschiedlich sei, wie viel man aushält und wie stark man sich Verschleiß aussetzt. Durch das Heben schwerer Lasten werden Rücken, Nacken und Schultern auf Dauer belastet, wie in vielen anderen Berufen auch. Um die Gefahr von Verschleiß zu minimieren und den Körper zu stärken, macht Johansson unter anderem Krafttraining.

Die Handhabung eines natürlichen Materials wie Granit stellt eine große Herausforderung für Steinhauer dar. Wenn Johansson und seine Kollegen im Steinbruch Ävja Rohblöcke aus dem Fels brechen, verschwindet ein Teil des Bergs; die Voraussetzungen verändern sich. Dadurch kommt es manchmal zu Problemen. Dann müssen sie bisweilen nochmal von vorn beginnen und umdenken, um die beste Lösung zu finden. Letztendlich ist es immer der Fels, der darüber entscheidet, wie die Steinhauer vorgehen.

Man empfindet Stolz und Freude, wenn man unsere Produkte dann an ihrem Bestimmungsort sieht, von geschickten Monteuren installiert. Naturstein hat wirklich die Fähigkeit, eine Umgebung zur Geltung zu bringen, ganz gleich, ob im Innen- oder Außenbereich.